Ergebnisbericht Projektphase 1 – Befragung Forstwirtschaftlicher Zusammenschlüsse

Zwischen April und September 2021 wurden insgesamt 10 leitfadengestützte Interviews mit den Geschäftsführungen oder Vorstandsmitgliedern von forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen (FWZ) geführt. Die Interviews fokussierten einerseits aktuelle Herausforderungen von FWZ und andererseits Strategien und Instrumente, die die Zusammenschlüsse entwickelt haben und anwenden, um sich den Herausforderungen zu stellen und Kooperation zu fördern. Die Interviews wurden mit Hilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

Anhand der qualitativen Ergebnisse aus den Interviews wurde im Anschluss ein Onlinefragebogen entwickelt, der an 240 forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse versendet wurde, auch an die bereits interviewten Zusammenschlüsse. Über alle Bundesländer verteilt konnte eine Rücklaufquote von 32% erreicht werden und somit die Fallstudie mit 78 Fällen abgeschlossen werden. Die Fragebögen wurden mithilfe quantitativ-vergleichenden Analyseverfahren ausgewertet. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt in Herausforderungen und Strategien zusammenfassen:

 Herausforderungen von FWZ:

  • Forstwirtschaftliche Herausforderungen: Zunehmende Kalamitäten und damit verbundenen Faktoren, wie beispielsweise Absatzprobleme des Rohholzes und mangelnde Forstunternehmen.
  • Herausforderungen in der Kommunikation mit Waldbesitzenden: Viele Waldbesitzende sind schlecht erreichbar, haben ihren Lebensmittelpunkt nicht in der Nähe ihres Waldeigentums oder haben teilweise wenig Interesse an der forstlichen Bewirtschaftung.
  • Strukturelle Herausforderungen: Fehlende Daten (Eigentumsverhältnisse, Grenzverläufe, Kontaktdaten). Personelle Überforderung der FWZ: Organisationsaufwand durch Kleinteiligkeit und heterogene Zielsetzungen.

Strategien und Instrumente, die FWZ anwenden, um die Zusammenarbeit mit Privatwaldbesitzenden zu verbessern:

  • Organisationsstruktur: Einbettung in über- oder untergeordnete Strukturen, klare Arbeitsteilung und zentralisierte Steuerung, gemeinschaftliche Nutzungsregeln. Mitglieder können beispielsweise Entscheidungen und Aufgaben an die FWZ abgeben, um ihren Arbeitsaufwand für den Wald zu reduzieren.
  • Gemeinsame Aktivitäten und Kommunikation: Wissensvermittlung und Austausch besonders im direkten Kontakt mit Fachpersonal und anderen Waldbesitzenden; vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten unter Nutzung digitaler Technologien (soziale Medien, Messenger etc.); Direkte Ansprache individueller Zielgruppen, bspw. weibliche Waldbesitzende oder Waldbesitzende mit nichtwirtschaftlichen Interessen.
  • Solidargemeinschaft: Gemeinschaftliches Teilen von Verantwortung beispielsweise in einem Schadensfall durch Kalamitäten.
  • Angebote an Waldbesitzende: Möglichst breit gefächertes und individuelles Angebot an Dienstleistungen; von administrativer Unterstützung, beispielsweise bei Förderanträgen bis zu forstlichen Dienstleistungen, wie Holzverkauf und Ernte, aber auch Waldpflege und Beratung.

Eine Zusammenführung der Ergebnisse zeigt, ob und mit welchen Strategien FWZ Herausforderungen angehen:

Forstwirtschaftliche Herausforderungen

  • Um die Auswirkungen der zunehmenden Kalamitäten der letzten Jahre für einzelne Waldbesitzende abzufedern, wurde häufig auf eine solidarische Verteilung der Verantwortung, beispielsweise durch Pflichtversicherungen oder festgesetzte Holzpreise, gesetzt.

Herausforderungen in der Kommunikation mit Waldbesitzenden

  • Räumlich distanzierten oder schwer erreichbaren Waldbesitzenden begegnen Zusammenschlüsse häufig mit einem möglichst persönlichen Angebot an Betreuung und Beratung durch Fachpersonal und vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten. In Zukunft werden nach Einschätzung der FWZ auch Angebote der CO2-Kompensation und dementsprechender Beratungsangebote an Bedeutung gewinnen, um Waldbesitzende mit weniger forstwirtschaftlichen und ökonomischen Zielen anzusprechen.
  • Speziell auf Waldbesitzerinnen zugeschnittene Angebote werden seitens der Zusammenschlüsse selten angeboten; noch wurden keine Strategien entwickelt um gezielt mehr Waldbesitzerinnen anzusprechen und für eine Mitgliedschaft in einem forstwirtschaftlichen Zusammenschluss zu gewinnen.

Strukturelle Herausforderungen

  • Durch die Umstellung einiger Förderrichtlinien sahen sich viele forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse mit zeitlichem Mehraufwand konfrontiert, was häufig zu einer Professionalisierung und Umstrukturierung in Organisations- und Personalfragen der Zusammenschlüsse führte.
  • Bezogen auf die mangelnde Datenlage zu Waldbesitzenden und ihrem Eigentum haben FWZ wenige, zeitaufwendige Möglichkeiten um an Informationen zu gelangen. Diese Problematik zeigt sich insbesondere bei Kleinprivatwaldbesitzenden, deren Eigentum teilweise kleinparzelliert ist, und/oder die einer Erbengemeinschaft angehören.
  • FWZ sind nicht befugt, Verstöße gegen geltendes Recht (Waldgesetz) zu ahnden und stehen solchen zu Frustration führenden Handlungen häufig machtlos gegenüber, weshalb sie mit Nichthandeln reagieren.

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